Sehhilfe für Hörgeschädigte

Das Begleiten von Stummfilmen bedeutet nicht nur Atmosphären herzustellen und Bewegungen zu illustrieren sondern ebenso die Dinge zu kommentieren, Emotionen darzustellen und Ausrufezeichen zu setzen. Ich möchte die Gradwanderung wagen in der Filmmusik die Sicht der Dinge auf der Leinwand in Musik zu fassen und dabei trotzdem auch zu begleiten und uns im Kino vielleicht auch gar nicht mehr wahrzunehmen. Nicht um jeden Preis melodiös zu begleiten, muß nicht bedeuten, unmelodische Musik zu spielen.

Die Improvisation einer Musik zum Film erfordert eine Absprache darüber, welche Klangereignisse angestrebt werden sollen. Es stellt sich die Frage wie die Filmszenen empfunden und musikalisch dargestellt werden kann. Die Auswahl der Instrumente oder der sonstigen Geräuschmittel muß getroffen, und die Frage, in welcher Form die Bilder unterstützt oder interpretiert werden sollen, muß geklärt werden.

Komposition für den Film bedeutet den improvisatorischen Ansatz weiterzuführen und da Filmmusik heute wie vor 100 Jahren durch leitmotivische Arbeit gekennzeichnet ist kommt dies auch in unserer Arbeit zum Tragen. Audio Obscura komponiert Themen, die als Motiv zu bestimmten Filmszenen auftauchen und moduliert werden. "Der deutsche Stummfilm der frühen 20er Jahre fand seine Anregungen und Themen weniger in der Realität als in der Imagination, in Mythen und phantastischen Erzählungen. Der Blick richtet sich immer wieder nach innen, auf die dunklen Seiten des Lebens. Es drängt sich immer wieder die Frage nach der eigenen Identität auf, die Filmbilder werden zu Spiegelbildern der eigenen Psyche."


(Thiele, Jens: Die dunklen Seiten der Seele; in: Fischer-Filmgeschichte)